SW-entwicklung, Teil 2

Du hast den Film erfolgreich in den Entwicklungstank geladen und bist bereit für die Entwicklung? Hier erfährst du was dafür zu tun ist.

Wir raten dir, für diesen Schritt alles gut vorzubereiten. Wenn Du zum ersten Mal einen Film entwickelst und die einzelnen Schritte noch nicht routiniert ablaufen, kann sonst schnell Hektik aufkommen. Das liegt vor allem daran, dass du möglichst genau die für den Entwickler und Fixierer angegebenen Zeiten einhalten solltest.

Bevor wir aber loslegen, noch ein wichtiger Hinweis zur Sicherheit und zum Umgang mit den verwendeten Chemikalien. Wir empfehlen dir bei der Entwicklung Einweghandschuhe und eine Schutzbrille zu tragen. Achte darauf sorgsam mit der Chemie zu hantieren. Und an einem gut belüfteten Ort zu arbeiten. Auch gehören die verwendeten Chemikalien nicht in die Hände von Kindern. Ferner gehört Fotochemie nicht in Trinkflaschen oder sonstige Gefäße die auch für Lebensmittel verwendet wurden oder werden. So blöd es klingt, aber es gibt immer wieder Fälle in denen dann irgendjemand einen tiefen Schluck aus einer Wasserflasche nimmt, in der irgendetwas anderes gelagert wurde. Und auch wenn man das sofort am Geruch und Geschmack bemerken würde, kommt sowas immer wieder vor. Lagert und verwendet die Chemie also am besten nicht an Orten an denen mit Lebensmitteln hantiert wird. Also lieber im Badezimmer arbeiten, als in der Küche.
Nun zur Entsorgung der verwendeten Chemie: Solltet ihr einen Einmalentwickler nutzen, füllt ihr diesen nach gebrauch in ein Sammelgefäß für aufgebrauchten Entwickler (das kann z.B. ein kleiner entsprechend beschrifteter Plastikkanister oder ähnliches sein). Mehrfachentwickler kommt nach gebrauch zurück in den ursprünglichen Behälter, auf dem ihr zusätzlich notiert wie oft er schon verwendet wurde. Ist dieser erschöpft und aufgebraucht, kommt er ebenfalls in das Sammelgefäß für aufgebrauchten Entwickler. Das gleiche gilt für Fixierer. Im Normalfall werdet ihr diesen mehrmals nutzen wollen, dann verfahrt ihr wie beim Mehrfachentwickler. Verwendet aber ein zweites Gefäß zum Sammeln des aufgebrauchten Fixierers. Also nicht mit in das Gefäß mit dem alten Entwickler kippen. Ihr könnt eure alte Chemie bei einer Schadstoffsammelstelle abgeben. Die gibt es eigentlich an jedem Wertstoffhof. Oft könnt ihr als Privatperson eine gewisse Menge kostenfrei dort abgeben. Das variiert von Bundesland zu Bundesland. Am besten ihr informiert euch vorab bei einem Wertstoffhof in eurer Nähe.

TIPP

Bei den von uns angebotetenen Sets zur Filmentwicklung ist alles dabei, was du zum Entwickeln eines sw-Films benötigst. Um dir die Entwicklung so einfach wie möglich zu machen, enthält das Set genau die Mengen, die du für einen Film benötigst. Außerdem liegt dem Set eine Anleitung bei, die wir dadurch sehr einfach halten konnten. So ersparst du dir bei den ersten Versuchen die Rechnerei und kannst direkt loslegen.

Was du benötigst

  • Deinen belichteten Film, den du in den Entwicklungstank gespult hast
  • Entwickler
  • Fixierer
  • Netzmittel (nicht zwingend, wir empfehlen es aber)
  • Ein Thermometer
  • Fließend Wasser oder eine Ausreichende Menge bereits abgefülltes 20° C warmes Wasser
  • Gummihandschuhe und Schutzbrille
  • Eine Möglichkeit den Film zum Trocknen aufzuhängen (z.B. mit Wäscheklammern an einer Leine)
  • Eine Stoppuhr (Smartphone tuts auch) 

Der grobe Ablauf

Der Entwicklungstank mit deinem Film hat eine Öffnung, durch die du Flüssigkeiten lichtgeschützt hinein und wieder herausgießen kannst. Wichtig ist, dass du aber den Deckel, der den Film vor Licht schützt bis zur abgeschlossenen Fixierung drauf lässt.
Du wirst als erstes den angemischten Entwickler in den Tank füllen, ihn für eine bestimmte Zeit immer wieder mal drehen und neigen und den Entwickler dann in deinen Abfallbehälter gießen. Dann wird der Film mit Wasser gewässert und somit die Entwicklung quasi unterbrochen. Dann folgt das Einfüllen des Fixierers. Dieser verbleibt ebenfalls für eine bestimmte Zeit im Tank während du auch diesmal in einem bestimmten Rhythmus drehst und neigst. Ist auch diese Zeit abgelaufen, füllst du den Fixierer zurück in das Gefäß oder wenn er aufgebraucht ist, ebenfalls in einen Behälter für aufgebrauchten Fixierer. Nun wird noch einmal gründlich gewässert um den Film von Fixiererresten zu befreien. Als letztes folgt die Verwendung eines Netzmittels, dieses dient dazu zu verhindern, dass beim Trocknen des Filmes Kalkflecken zurückbleiben. Nun hängst du den Film zum Trocknen auf. In einem trockenen und halbwegs warmen Raum, trocknen die Filme relativ schnell.

Klingt eigentlich gar nicht so schwer, oder?
Wir erklären dir die einzelnen Schritte jetzt im Detail, damit du genau weißt was zu tun ist.

Vorbereiten des Entwicklers

Das Mischungsverhältnis von Entwickler zu Wasser variiert von Entwickler zu Entwickler. Die Hersteller geben hier Empfehlungen, die du entsprechenden Tabellen entnehmen kannst.
Ein gerne genutzter Entwickler ist Rodinal oder Adonal, diesen mischst du im Verhältnis 1:25 mit Wasser. Also ein Teil Entwickler und 25 Teile Wasser. Die benötigte Gesamtmenge hängt von dem Verwendeten Entwicklungstank, der Anzahl der auf einmal zu entwickelnden Filme und der Frage ab, ob du eine Handentwicklung machst oder eine Rotationsmaschine verwendest. Im Fall von Rodinal/Adonal kannst du auch Verdünnungen über 1:50 bis 1:100 ansetzten. Dies hat zum einen Einfluss auf die Entwicklungszeit, aber auch auf bestimmte Eigenschaften der fertig Entwickelten Bilder. Da wir hier aber unseren ersten Film entwickeln wollen und dies per Handentwicklung geschehen soll, wollen wir die Entwicklungszeit zunächst kurz halten und arbeiten mit einer Verdünnung von 1:25. Für den Anfang ist das eine gute Wahl.
Ferner gehen wir hier von einer Temperatur der fertigen Lösung von 20 Grad aus. Kontrolliere dies mit einem Thermometer wenn du das Wasser für die Lösung vorbereitest. Es kommt hier nicht auf 0.5 Grad mehr oder weniger an, versuche aber möglichst dicht bei den 20 Grad zu liegen. Berücksichtige dabei, dass eine sehr Kühle oder warme Umgebung natürlich auch die Lösung deutlich abkühlt oder erwärmt, wenn diese entsprechend lange herumsteht.

Um dir die Rechnerei und das Raussuchen der Korrekten Entwicklungszeit etwas zu erleichtern, kannst du hier deinen Film, den Entwickler und den Iso-Wert mit dem der Film belichtet wurde auswählen und erhältst die dafür korrekte Entwicklungszeit. Das ist die Zeit, für die der Film in der Entwicklerlösung gebadet wird. Ferner kannst du zum Ansetzten der Entwicklerlösung die benötigte Gesamtmenge angeben und erhältst dann die Menge an Wasser und an Entwicklerkonzentrat, die du mischen musst. Wieviel du insgesamt benötigst, ist meist auf dem Entwicklungstank den du benutzt angegeben.

Gib die Gewünschte Lösungsmenge in ml an:

Entwicklermenge:

Wassermenge:

Du hast die Benötigte Menge korrekt angemischt und sichergestellt, dass die Temperatur der Lösung zum Arbeitsbeginn bei etwa 20 Grad Celsius liegt? Super, dann lass uns noch den Fixierer, das Netzmittel und das Wasser für die Zwischenspülungen vorbereiten.

Vorbereiten des Fixiertes

Der Fixierer wird für das Fixieren des Filmes benötigt, dadurch wird der Film unempfindlich für Licht. Dieser Schritt ist die Voraussetzung dafür, den Entwicklungstank öffnen und die Bilder betrachten zu können. Die Hersteller der Fixierer-Konzentrate geben dazu das Mischungsverhältnis (Teile Fixierer plus Teile Wasser) auf der Verpackung oder im Beipackzettel an. Das Einhalten der Temperatur der fertigen Lösung ist hierbei nicht ganz so kritisch wie beim Entwickler, wir arbeiten aber auch hier mit ungefähr 20 Grad Celsius. Die Gesamtmenge der Lösung sollte dabei die gleiche sein, wie schon beim Entwickler. Bereite dir in einem zweiten Gefäß die benötigte Fixierlösung zu und stelle sie erstmal beiseite. Wichtig: Verwechsle beim späteren Gebraucht den Entwickler nicht mit dem Fixieren, die Bilder wären sonst unwiederbringlich verloren. 
Übrigens kann man den Fixierer meist mehrmals verwenden. Wir nutzen ihn bis zu fünf mal, dann mit jeweils länger werdenden Fixierzeiten. 

Vorbereiten des Netzmittels

Um nach dem trocknen des Filmes keine Kalkrückstände auf dem Film zu haben, empfiehlt es sich ein Netzmittel zu verwenden. Dies ist zwar nicht zwingend notwendig, es ist aber ärgerlich, wenn du am Ende weiße Flecken und Streifen auf dem Film hast. Für das Netzmittel genügen einige wenige Tropfen, du musst hier keine genauen Mischungsverhältnisse einhalten. Auch die Temperatur des Netzmittels spielt keine große Rolle. Kaltes Wasser aus dem Wasserhahn genügt hier völlig. 
Alternativ zum Netzmittel, kannst du auch für das Abmischen von Entwickler, Fixierer und für die Zwischenspülungen destilliertes Wasser verwenden. Oder du hast das Glück extrem Kalkarmes Wasser zu haben. Dann könntest du unter Umständen ebenfalls auf Netzmittel verzichten. Eine dritte Möglichkeit ist die Verwendung einer Salatschleuder zur Trocknung des Filmes. Auf diese Möglichkeit gehen wir mal in einem späteren Artikel ein. Hier arbeiten wir erstmal mit klassischem Netzmittel.

Vorbereiten des Wassers für das Spülen des Filmes

Gerade für die Zwischenspülung, also nachdem der Entwickler wieder ausgegossen wurde und bevor der Fixierer eingegossen wird, solltest du 20 Grad warmes Wasser bereitgestellt haben. Andernfalls verändert sich die Arbeitstemperatur des Fixierers und die angegebene Fixierzeit stimmt nicht mehr. Wir Wässern den Film nach der sogenannten Ilford Methode. Das bedeutet, dass du etwa die dreifache ca. 20 Grad warme Wassermenge wie Entwicklermenge bereitstellen solltest. Hast du also z.B. 250 ml Entwickler angesetzt, benötigst du für die Zwischenwässerung etwa 750ml 20 Grad warmes Wasser.
Wir verzichten hier übrigens erstmal auf die Verwendung eines Stoppers. Ein Stoppbad dient dazu, den Entwicklungsprozess durch Neutralisierung zu stoppen. Diese Aufgabe übernimmt hier aber die Zwischenwässerung. Das erspart uns einen Zwischenschritt und erlaubt dennoch ausreichend präzise Entwicklungszeiten.

Los geht’s…

Hier zeigen wir dir noch mal in einer bebilderten Schritt-für-Schritt Anleitung was zu tun ist und wie du die Fotos auf deinem Film letztendlich auch zu Leben erweckst. 

Alles bei 20°C
Es ist hilfreich sich eine entsprechend große Menge 20°C warmes Wasser bereitzustellen. Hier zu sehen in einem 2L Behälter. Das ist ausreichend zum Ansetzen der benötigten Chemie und zum Wässern für einen Entwicklungstank mit 250-300ml Fassungsvermögen.

Die Entwicklerlösung
Unser Entwicklungstank benötigt 250ml Lösung bei Handentwicklung. Der verwendete Entwickler wird dazu 1:25 mit Wasser gemischt. Wir haben also 240ml 20° C warmes Wasser und 10 ml Entwicklerkonzentrat abgefüllt.

Das Entwicklerkonzentrat wird in den Behälter mit Wasser gefüllt und die Lösung erst einmal beiseite gestellt.

Die Fixiererlösung
Das gleiche machen wir mit dem Fixierer. Achtung: Das Mischungsverhältnis ist in der Regel ein Anderes als beim Entwickler. Wir verwenden hier Ilford Rapid Fixer mit einem Mischungsverhältnis 1:9 (Fixiererkonzentrat zu Wasser). Wieder hat das Wasser 20°C. 

Und wieder alles zusammenwischen und die Lösung erst einmal beiseite stellen. Sorge dafür, dass du später Entwickler und Fixierer nicht verwechselst.

Das Netzmittel
Wir messen die benötigte Menge Wasser für das Netzmittel ab (hier 250ml) und geben ein paar Tropfen Netzmittel hinzu. Wir verwenden hier das Netzmittel „Adoflo“ von ADOX.

Den Timer stellen
Wir verwenden hier einen Timer den man bereits im Vorfeld mit mehreren Zeiten einstellen kann. Das ist aber nicht notwendig. Stelle also in deinem Timer die Zeit ein, die für deine Film-Entwickler-Kombination die richtige ist. Eine einfache Stoppuhr tut’s natürlich auch.

Die Entwicklung starten
Die Entwicklerlösung wird in den Entwicklungstank gefüllt, der Deckel aufgesetzt und der Timer oder die Stoppuhr wird gestartet.

Die Agitation
So wird das Kippen des Tanks während der Entwicklung und der Fixierung bezeichnet. Wir machen das so: In einer Schwungvollen Drehbewegung wird der Tank um seine längs und Querachse gedreht.

Dies machen wir 10 Sek. lang. Dann wird der Tank leicht auf den Tisch aufgestoßen und für 30 Sek. ruhen gelassen. Das Ganze wiederholt sich, bis die Entwicklungszeit abgelaufen ist. Das aufstoßen auf die Tischplatte soll verhindern, das während der Ruhephase Luftblasen am Film anhaften.

Nur noch ca 5 bis 10 Sekunden bis die Zeit abgelaufen ist. Wir öffnen den Deckel und beginnen damit die Lösung vorsichtig in den Abfallbehälter zu gießen.

Die Zwischenwässerung
Wir füllen den Tank mit 20°C warmem Wasser. Deckel drauf, einmal kippen und in den Ausguss gießen. Ein zweites mal wird der Tank mit Wasser gefüllt und verschlossen. Nun 5 mal Kippen und wieder ausgießen. Das ganze noch ein drittes mal, diesmal 20 mal Kippen und ausgießen.

Die Fixierung
Nun wird die vorbereitete Fixierlösung eingefüllt und der Timer oder die Stoppuhr ein zweites mal gestartet. Diesmal mit der Zeit die der Hersteller für den Fixierer angibt. 

Die Agitation
Wieder wird über den Zeitraum in dem der Timer läuft gekippt und gedreht. Wieder für 10 Sek. im Anschluss ruht der Tank diesmal aber für 60 Sek. Das ganze wiederholen wir bis die Zeit um ist. 

Die Zeit ist um und der Fixierer wandert in einen Behälter um für spätere Filme wiederverwendet werden zu können. Der Behälter sollte beschriftet sein sodass immer klar ist, wie oft der Fixierer bereits verwendet wurde. 

Die Schlusswässerung
Hier gehen wir wie bei der Zwischenwässerung vor. Mit dem Unterschied, dass das Wasser nicht mehr genau 20°C haben muss. Wer sicher gehen will, dass alle Chemie ausgewaschen wurde, kann noch ein bis zwei Wässerungsgänge mehr machen. 

Es werde Licht
Nun kannst der Tank geöffnet werden. Der Film reagiert jetzt nicht mehr empfindliche auf Licht. Wir füllen das Netzmittel ein und drehen die Spindel ein wenig in der Trommel. 10 Sek. reichen, dann kann das Netzmittel ausgegossen werden. Hektische Bewegungen sind zu vermeiden, um Schaumbildung zu verhindern.

Die Spirale wird nun geöffnet bzw. der Filmstreifen entnommen. 

Mit einem Filmabstreifer wird das noch am Film haftende Wasser abgestreift. Man kann dazu aber auch den Daumen und Zeigefinger verwenden (dann ohne Handschuhe). Hierbei ist Vorsicht geboten, um keine Kratzer auf dem Film zu erzeugen, denn die Emulsion ist insbesondere im noch nassen Zustand recht empfindlich.

Den Film trocknen
Nun wird der Film zum trocknen aufgehängt. Wir haben uns dazu eine Leiste mit Klammern gebastelt. Eine Wäscheleine und ein paar Wäscheklammern tun es aber auch. Hänge unten noch 1-2 Wäscheklammern an, damit der Film sich nicht aufrollt und straff hängt. 

Die Trocknungszeit hängt von der Raumtemperatur und der Luftfeuchtigkeit ab. Bei uns liegt die Raumtemperatur immer ca um die 20°C und in der Regel sind die Filme nach 1-2 Stunden trocken und können abgenommen bzw. weiterverarbeitet werden.

Im Nächsten Beitrag erfährst Du, wie du aus deinen Negativen Positive machst.

Hier gehts zum dritten Teil.